Einkehrtage der KS1
Auf die Räder, fertig, singen!Eindrücke von den Einkehrtagen der KS1
Es hört sich eigentlich zu schön an, um wahr zu sein: fünf Tage während der Schulzeit Fahrrad fahren, im Zelt schlafen, (fast) ohne Handy die schöne Natur genießen und zwischendurch Kirchen, Kapellen und Klosterhöfe singend erklingen lassen. Doch genau das durften manche Schülerinnen und Schüler der Kursstufe 1 Anfang Juli erleben. Mit Herrn Rickert und Herrn Zehender sind wir fünf Tage weg gewesen. Weg von Heidelberg, weg vom Alltag, weg von Schule, Noten und Leistungsdruck. Einfach mal rauskommen, das war das Ziel. Und wir haben es um keinen Millimeter verfehlt.
Diese fünf Tage waren etwas ganz Besonderes. Morgens aufwachen, an die Zeltdecke starren und entweder den Vögeln oder dem Regen lauschen, ohne Verpflichtungen, (meistens) ohne Wecker. Auf dem Weg zum Waschraum verschlafene Gesichter, ein müdes Lächeln, ein knappes „Morgen“ muss reichen. Gemeinsam frühstücken, die Zelte zurückbauen und das ganze Gepäck mit Fahrradspannern kunstvoll, doch leider nicht immer schlaglochsicher auf die Räder schnallen. Und dann heißt es: Auf die Räder, fertig, los! Nach einiger Zeit (die hat ja sowieso niemand im Blick) ist man dann am ersten Ziel angekommen: Die Morgenandacht wartet. Und während man dasitzt und Herrn Zehenders Worten lauscht, schweifen die Gedanken. Man kommt zur Ruhe, während Taize-Lieder den Kirchenraum erfüllen, minutenlang immer wieder dieselben 16 Takte. Öde? Nein, erholsam!
Und dann wieder auf die Räder, einfach fahren. Wohin, wissen manchmal sogar die Lehrer nicht. „Wir schauen mal!“ lautet die zuversichtliche Antwort. Vorbei an Bahnhöfen, Flüssen, Schafen, Bäumen. Durch duftende Getreidefelder und abgeschiedene Dörfer, malerisch. Der Fahrtwind im Haar, die Sonne auf der Haut, eher selten mal kurz Regen. Gegen Mittag wird es spannend: der tägliche Supermarktbesuch steht an. „Wer kommt mit rein?“ Fast alle retten sich aus der sengenden Hitze auf dem Parkplatz vor das Kühlregal, wo man auf Augenhöhe mit Joghurt und Frischkäse wieder zu einer menschlichen Körpertemperatur abkühlt. Besonderer Aufmerksamkeit bedarf es hierbei der Obst- und Gemüse-Abteilung. „Wir brauchen aber 26 Bananen! Und die Wassermelone!“ Nachdem der enorme Preis für ein „einfaches“ Mittagessen stillschweigend bezahlt wurde, die nächste Herausforderung: „Wer hat noch Platz für die Apfelschorle / den Eisbergsalat / die 26 Bananen?“ „Leute, der Mozzarella muss auch noch mit! Und wer nimmt die Brote?“
Nach einer ausgiebigen Mittagspause folgt die Mittagsandacht. Es herrscht bedächtige Stille, die meisten sind sowieso noch mit Verdauen beschäftigt. Wir hören fast schon philosophische Vorträge, über Sehnsucht, über Vertrauen, über Hoffnung. Und wir singen. Natürlich, es ist schließlich Herr Rickert. Auf dem Weg zu unserem Schlafplatz mehrere Hinterradplatten, doch beflügelt vom Singen kann uns Nichts aufhalten. Am Campingplatz / Fußballplatz / Gemeindehausgarten angekommen beginnt die Suche nach dem besten Schlafplatz. Dann begeben wir uns in die Gaststätte zum Abendessen. Einmal Döner, einmal Italienisch, einmal Griechisch: diesen Luxus hatten wir zwar nicht erwartet, waren allerdings höchst einverstanden. Bei Apfelschorle (und dem ein oder anderen Bierchen) entstanden anregende Gespräche. Anschließend die Abendandacht, für viele die schönste der drei Einkehr-Zeiten am Tag. Im Halbdunkeln in der Kirche, sanfte Worte von Herrn Zehender, die gleichmäßigen Atemgeräusche des Nebensitzers… eine fast schon heimelige Atmosphäre. Und schließlich die Gute-Nacht-Lieder. Wer nicht mehr möchte, geht Zähne putzen. Schweigend und in sich gekehrt, zur Ruhe gekommen. Die anderen singen noch ein bisschen. Immer wieder dieselben 32 Takte, vierstimmig. Immer wieder. Fast bis ins Delirium. Und dann nur noch eins: ab ins Zelt, in den eigenen Schlafsack, Grillenzirpen im Hintergrund, die Melodie noch immer im Kopf: „Bless the Lord, my soul…“
Man kann gar nicht oft genug „Danke“ für ein solches Erlebnis sagen.
Text: Marlene Voget, KS1
Bilder: Ljuba Arnold & Luise Claas, KS1
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