Eindrücke von den Theateraufführungen der Oberstufe
Warum Homers „Odyssee“?Um verstehen zu können, warum unsere Wahl auf die Odyssee gefallen ist, müssen wir uns einige Monate. zurückversetzten. Es ist Freitag und der erste Theatertreff des diesigen Schuljahrs fällt etwas ernüchternd aus. Zwar ist die Anzahl der Teilnehmenden im Vergleich zum letzten Jahr gewachsen, doch die Männerquote lässt zu wünschen übrig. Dieses wiederkehrende Phänomen wird zum Sprungbrett für eine interne Diskussion. Denn ist Theater wirklich nur „Frauensache“ oder warum scheint die Leidenschaft dafür unter Männern nicht so verbreitet zu sein? Etwas später hat sich die Debatte auf allgemeine Geschlechterrollen in unserer Gesellschaft ausgeweitet: Was ist eigentlich ein „echter Mann“? Frauen können auch tough und mächtig sein und das sind eigentlich maskuline Attribute. Warum ist traditionell der Mann der Beschützer der Familie? Warum wird in jedem Märchen eine Jungfrau in Not von einem edlen Ritter gerettet? Warum ist immer der Mann der Held? Auf diese Frage folgt die ausschlaggebende Gegenfrage: Aber ist er das überhaupt? Mit diesem letzten Gedankenanstoß endet unser Gespräch. Am nächsten Montag steht uns dann eine grinsende Frau Albrecht gegenüber: „Ich weiß es. Ich weiß, was wir spielen.“ Es folgen etliche Besprechungen, in welche Richtung man jetzt konkret mit dem Stück gehen will. Wo und wie setzt man den Fokus? Zum einen gibt es Odysseus, vermeintlich der Inbegriff eines griechischen Helden. Er wird begehrt von Frauen und Göttinnen zugleich, bewundert von allen, doch zeugen seine Taten wirklich vom Dasein als Held? Andererseits gibt es die vielen weiblichen Figuren, die – ob Göttin oder Mensch – untergehen und deren Leistung und Macht nie gewürdigt oder gar anerkannt wird. Sind diese letzten Endes doch nur Schmuckstücke für die Geschichte der Irrfahrt oder sind sie vielleicht dessen einzige Heldinnen? Um diese Frage beantworten zu können, muss man jedoch erstmal darüber nachdenken: Was genau ist ein Held?
(Kíra Szabó)
Warum Margaret Atwoods Roman „Penelope”?
Margaret Atwood rollt den Fall „Odysseus“ neu auf und gibt den beteiligten Frauen eine Stimme. Sie sind selbstbewusst, sie sind lebenslustig und sie nehmen kein Blatt vor den Mund. Bei ihr kommt der Fabulierer Odysseus mal nicht zu Wort. Sie lässt die Geschichte mit anarchischem Witz von Penelope erzählen und das aus dem altgriechischen Totenreich, aus dem Hades heraus. Dort geht es durchaus lebhaft zu, wie wir von Penelope erfahren. Zeit spielt im Jenseits ja keine Rolle mehr. Und so sind die Bewohner der Unterwelt in allen Epochen zuhause, in der Antike ebenso wie im 21. Jahrhundert.
Die Autorin holt den uralten Stoff der Odyssee in die Gegenwart. Zugleich wirft sie grundsätzliche Fragen auf: Fragen nach falsch verstandenem Heldentum, nach den Motiven patriarchaler Gewalt. Es hat uns gereizt, diese Version mit der berühmten Version von Homer zu kontrastieren. Und so haben wir in das Stück szenische Lesungen aus dem Totenreich eingebaut.
Warum das Flair der 20er-Jahre?
Die kurze aber heftige Moderne zwischen den Weltkriegen war geprägt von reicher Kunst und Kultur und der Emanzipation von Frauen. Sie lassen jetzt die Muskeln spielen: Sie haben erst das Wahlrecht erkämpen und dann ihren Platz im öffentlichen Raum. Selbst wenn der Großteil der Frauen weiterhin konventionellen Lebens- und Familienmodellen folgt – im urbanen, künstlerischen Milieu eröffnen sich Experimentierfelder für neue Lebensentwürfe.
Der gesellschaftliche Wandel beginnt zunächst als ökonomische Notwendigkeit. Durch den Ersten Weltkrieg fehlen Männer als Arbeitskräne und auch als eheliche Versorger. Notgedrungen bleiben viele Frauen erst einmal ledig und beginnen zu arbeiten. Aber eben nicht mehr wie bislang vor allem als Hausmädchen oder in der Landwirtschaft, sondern in den Städten. Raus aus dem engen Korsett und den langen, schweren Kleidern – rein in lockere, kurze Röcke oder gar Hosen! Flache Schuhe! Haare abschneiden und zum Bubikopf frisieren! Eine knabenhafte, sportliche Silhouette präsentieren! Alles an der Mode ist auf Tempo, Bewegung und Mobilität ausgerichtet. Die Frauen erobern auch das Nachtleben, es gibt sogar Partys nur für Frauen. In der Kunst findet man zahlreiche Spielarten des neuen Frauen-Typus: von der verwegen dreinblickenden Garçonne mit Zigarette und Zylinder über die muskulöse Sportlerin in Hosen bis zum eleganten Mädchen, das den neuesten Topfhut anprobiert. Der Typus der "Neuen Frau" wurde zu einer Ikone der 1920er-Jahre und lebt derzeit in Fernsehserien wie "Babylon Berlin" wieder auf.
Diese Hintergründe schienen uns passend für eine neue Version des alten Mythos.
Wir danken dem Verein der Freunde der privaten Schulen
St. Raphael Heidelberg e.V. für die großzügige Unterstützung!
Termine
Fr, 17.01.2025
09.30
09.30
9b Exkursion Lobdengau Museum Ladenburg (My, Wb)
Mo, 20.01.2025
Kurswahlinfoabend 10er/19.30 in Aula
Mo, 20.01.2025
- Fr, 24.01.2025
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Ski-Exkursion Sport LK KS1 (Fr, Sh, Wi)
Di, 21.01.2025
Realschul-Infoabend neue 5er/19.30h in Aula
Mi, 22.01.2025
Infoabend Gymnasium neue 5er/19.30h in Aula